Geschichte des Raaber Faschingszuges

 

Faschingsumzüge seit 1870

Bereits im Jahre 1870 fand in Raab der erste öffentlich organisierte Faschingszug statt, der immer am Faschingsdienstag nachmittags abgehalten wurde. Um 1900 wurde mit dem Nachbarort Riedau, wo auch schon Faschingsumzüge stattfanden, ein Übereinkommen getroffen, die Faschingszüge abwechselnd durchzuführen und zwar bei den geraden Jahreszahlen in Raab und bei den ungeraden in Riedau. Dies hat sich bis heute erhalten.

Nach der Überlieferung waren die Raaber Faschingszüge bis vor dem 1. Weltkrieg im ganzen Innviertel einzig in ihrer Art. Wohl waren damals die Sitten und Gebräuche eines solchen Umzuges etwas rau, genau wie die Menschen dieser Zeit. Bei den ersten Umzügen begann man mit 10 bis 15 Wagen und lustigen Gruppen, von denen sich einige bis in die 1950er Jahre erhalten haben: „Alt-Weibermühle, Kropfoperation, Rattensteigen“. Aber neben den närrischen Gruppen gab es auch Bauernhochzeiten, Zechen und Brauereiwagen. Die damaligen Umzüge wurden bis in die 1930er Jahre hauptsächlich von den Brauereien und den Geschäftsleuten und Bürgern gestaltet. Es gab schon seinerzeit viele Zuschauer und es ging hoch her. Nach dem Umzug ging es in den Wirts- und Bräuhäusern weiter. Es wurde viel gesungen, noch mehr getrunken und zum Schluss gab es auch manchmal die traditionelle Rauferei.

Während des 1. Weltkrieges trat eine Unterbrechung ein, aber bereits 1920 fand wieder der nächste Zug statt. Bald gab es auch schon motorisierte Fahrzeuge, gebastelte Flugzeuge, lustige Turnerriegen und auch die Steuerschraube. Während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit trat bis 1950 auch wieder eine Unterbrechung ein. Seit dieser Zeit finden die Faschingszüge wieder alle zwei Jahre statt.

Bis 1960 wurden die Faschingszüge jeweils am Dienstag Nachmittag abgehalten. Seither steigt der Umzug immer am Faschingsonntag. Im Jahre 1952 gab es bereits das 1. Prinzenpaar das immer durch zwei Jahre regiert. Am 11.11. übernimmt das Prinzenpaar vom jeweiligen Bürgermeister den „Gemeindeschlüssel“. Bis in die 1960er Jahre wurden die einzelnen Gruppen hauptsächlich von den ortsansässigen Firmen und Institutionen gestellt. Heute sind es hauptsächlich die Vereine, die die rund 40 bis 50 Gruppen stellen. Und rund 5.000 - 10.000 Besucher können je nach Witterung durchschnittlich gezählt werden. Der ganze Ort erhält am Faschingswochenende ein Faschingskleid. Der „totale“ Fasching von Raab, den man wahrscheinlich auf die bekannte Impulsivität der Innviertler zurückführen muss, verwandelt den ganzen Markt in ein einziges Narrenhaus. Zwischen den einzelnen Häusern hängen auf der Faschingszugroute kleine Fähnchen mit einer großen Narrenkappe oder einem Raben, dem Wahrzeichen der Raaber Faschingsgilde. Vor den Gebäuden und Fenstern hängen Luftballons, Girlanden und ausgestopfte Puppen in Lebensgröße. Der Faschingszugausklang findet in den Gasthäusern und in der eigens gastronomisch eingerichteten Göringhalle statt.

Gründung einer Faschingsgilde

Seit es Faschingsveranstaltungen in Raab gibt, wurden diese von einem Faschingskomitee organisiert. Das Komitee bestand aus Vertretern der Brauerei, Raaber Bürgern und Geschäftsleuten. Ende der 1950er Jahre übernahm die neu gegründete Faschingsgilde NARRAABIA zu RAAB mit dem unvergesslichen Initiator Ing. Hans Witeka an der Spitze die Gestaltung des großen Faschingszuges, des Kinderfaschingszuges, der Faschingssitzungen, der Gewerbeschau und sonstiger Faschingsveranstaltungen.

Publiziert in der Debra-Broschüre 2008 (Autoren: Anja Wöcker unter Mitwirkung von Reinhard Lindlbauer und Wolfgang Leitner)

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